
Jeder Anleger kennt die Situation:
Der Markt erlebt eine dynamische Aufwärtsbewegung, während sich im eigenen Depot Aktien "ruhig" verhalten und die Gesamtperformance bremsen. Ausgerechnet diese Werte, die im Portfolio stagnieren, beginnen plötzlich zu steigen, sobald man überlegt, sie abzustoßen. Doch für Momentum-Trader ist dieses Szenario selten. Sie verfolgen eine Strategie, die genau diesem Problem entgegenwirkt. Möchten Sie erfahren, wie genau sie vorgehen? Lesen Sie weiter!
Momentum-Trading: Eine Erklärung Momentum steht für Dynamik oder Schwungkraft. Ein Momentum-Trader agiert nur in Märkten, in denen diese Dynamik besonders stark ist. Die Grundidee ist simpel: Je dynamischer ein Vermögenswert ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Dynamik anhält. Es sind vor allem Assets, die durch starke Impulse aus der Masse hervorstechen, die von Anlegern beachtet und gekauft... oder im Abwärtstrend verkauft... werden.
Dieses Prinzip wird genutzt, unabhängig davon, ob es sich um Aktien, Währungspaare, Rohstoffe, Anleihen oder Indizes handelt. Ebenso spielt es keine Rolle, ob der Trend aufwärts oder abwärts zeigt oder auf welcher Zeitebene gehandelt wird.
Grundregeln für erfolgreiche Momentum-Trader Diese Strategie mag einfach klingen, erfordert aber Disziplin und Überlegtheit, um erfolgreich zu sein. Dauerhaft erfolgreiche Momentum-Trader beachten drei entscheidende Regeln:
Trendrichtung ist entscheidend: Selbst wenn es gegenläufige Bewegungen gibt, handelt ein guter Momentum-Trader immer MIT dem Trend. Hier liegt ein besseres Chance/Risiko-Verhältnis vor, und die Absicherung kann mit dem Trend sukzessiv enger gestaltet werden.
Reine "Technik" zählt: Der Kurs selbst ist ausschlaggebend. Persönliche Einschätzungen untergraben eine erfolgreiche Momentum-Strategie.
Flexibilität ist unerlässlich: Ein Momentum-Trader hat sein Augenmerk überall. Es wird nicht auf einen bestimmten Index oder einige wenige Vermögenswerte beschränkt, da starke Dynamik nicht überall zu finden ist. Gleichzeitig ist es wichtig, aus Trades auszusteigen, wenn das Momentum nachlässt, und stets nach neuen Gelegenheiten Ausschau zu halten.
Wer diese Grundregeln berücksichtigt, hat gute Chancen auf Erfolg mit dieser Strategie. Es wird vermieden, in langwierigen Seitwärtsbewegungen festzusitzen, wie im folgenden DAX-Chart zu sehen ist. Stattdessen ist man nur dabei, wenn der Trend dynamisch ist und die Chancen auf Gewinne am höchsten sind.

Aber wie genau kann man das bewerkstelligen?
Gibt es Möglichkeiten, den Moment der stärksten Dynamik und gleichzeitig gute Einstiegschancen zu messen? Ja, die gibt es.
Vorsicht: Volatilität und Momentum sind nicht dasselbe Ein wichtiger Hinweis vorab: Momentum und Volatilität sind zwei unterschiedliche Konzepte. Oft werden diese Begriffe verwechselt, doch sie sind grundverschieden. Bei hoher Volatilität erleben wir zwar starke Schwankungen, diese müssen jedoch nicht zwangsläufig eine klare Richtung haben. Beispielsweise deuten hohe Werte von Indikatoren wie dem VIX für US-Aktien oder dem VDAX new für den DAX auf starke Schwankungen hin, aber nicht zwangsläufig auf einen klaren Trend. Geeignete Tools zur Identifizierung eines starken und für das Trading nützlichen Momentums sind vor allem markttechnische Indikatoren, von denen wir hier einige vorstellen möchten:
Der Momentum-Indikator und seine Limitationen Es gibt einen markttechnischen Indikator namens "Momentum", und man könnte denken, dass es ausreicht, sich allein darauf zu verlassen. Allerdings ist dieser Momentum-Indikator nur bedingt als Werkzeug für Momentum-Trader geeignet. Der folgende Chart der Siltronic-Aktie zeigt den unten eingeblendeten Momentum-Indikator und verdeutlicht seine Limitationen:

Dieser Indikator misst die Intensität der aktuellen Kursveränderung im Verhältnis zu einem bestimmten vorherigen Zeitpunkt. Die Standardeinstellung beträgt dabei in der Regel 20 Handelstage. Allerdings berücksichtigt diese Einstellung nicht die gesamte Trenddynamik aus der Vergangenheit, sondern lediglich die eines einzelnen Tages in der Vergangenheit.
Für einen Momentum-Trader ist jedoch die Gesamtdynamik aus der Vergangenheit von entscheidender Bedeutung. Es geht darum zu identifizieren, ob eine grundlegend starke und dynamische Phase vorliegt. Zudem weist der Indikator keine oberen oder unteren Grenzen auf und zeigt keine Extremzonen an. Die Referenzlinie liegt bei 100. Ein Wert von 100 bedeutet, dass der aktuelle Kurs im Vergleich zum vorherigen Zeitpunkt (in diesem Fall 20 Tage im Chart) keine Veränderung aufweist, weder nach oben (Werte über 100) noch nach unten (Werte unter 100). Für den Momentum-Trader ist diese Information jedoch von geringer Bedeutung, da sich zwischen dem 20. vergangenen Tag und dem aktuellen Tag die Situation ganz anders entwickelt haben könnte.
Obwohl dieser Indikator und die Momentum-Strategie denselben Namen teilen, ist dieser Indikator kein effektives Werkzeug für den Trader. Es gibt jedoch zwei andere Lösungen, die deutlich effektiver wären:
Werkzeuge wie der Relative Strength Index (RSI) oder die Relative Stärke nach Levy (RSL) sind im Allgemeinen äußerst nützliche Instrumente für Trader. Allerdings bieten sie in ihrer reinen Darstellung, wie beim RSI-Indikator im folgenden Beispiel für Lufthansa, dem Momentum-Trader möglicherweise nicht genug, da der Indikator ähnlich wie das Momentum den aktuellen Kurs mit der Vergangenheit vergleicht, was nicht unbedingt das Momentum selbst darstellt. Selbst wenn eine Aktie wenig Bewegung zeigt, können diese Indikatoren dennoch Extremzonen erreichen und somit eine sehr starke Schwungkraft suggerieren... die jedoch gar nicht vorhanden ist, da der Indikator gerade eine Phase beleuchtet, in der noch weniger Aktivität stattfand. Aber!

Werkzeuge des Momentum-Traders: Der ADX-Indikator
Der ADX-Indikator ist eine mathematische Ableitung des Directional Movement Indikators. Dieser Indikator zeigt tatsächlich genau das Momentum, nach dem der Momentum-Trader sucht. Betrachten wir dazu den Chart der Wirecard-Aktie.
Im nachfolgenden Chart unten sehen wir einen Indikator, der tatsächlich dann steigt, wenn die Schwungkraft des Basiswerts, hier Wirecard, zunimmt. Dabei ist es unerheblich, ob diese Dynamik nach oben oder unten gerichtet ist. Der Indikator zeigt einen Anstieg an, wenn das Momentum zunimmt. Er gibt nicht die Richtung an, in die man investieren sollte – aber diese lässt sich recht einfach aus dem Chart selbst ableiten.

Der ADX-indikator verfügt nicht über Extremzonen oder mathematische Limits, mit denen man einen idealen Einstiegspunkt auf Basis eines dann ausreichend starken Momentums ablesen könnte, aber da kann man sich behelfen, indem man auf den Indikator einen gleitenden Durchschnitt berechnet und dessen Überkreuzen als Ausgangspunkt für das eigene Handeln wählt. Sie sehen es im Beispiel:
Steigt der ADX über seinen 25-Tage-Durchschnitt, wird eine Position in Trendrichtung der Aktie eingegangen. Schneidet der ADX diesen gleitenden Durchschnitt von oben nach unten, wird der Momentum-Trade beendet, weil die Schwungkraft zu gering geworden ist. Sie sehen:
Es gibt durchaus einige interessante Tools, mit denen man das Momentum-Trading strukturieren kann. Wer hier konsequent vorgeht und sich mit offenen Augen unter der Vielzahl an Trading-Assets die interessantesten Möglichkeiten herausfiltert, kann mit dem Momentum-Trading sehr gute Erfolge erzielen!
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